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Architektur in Halle: Paul Grempler

Der Architekt Paul Grempler hat einiges gebaut in der Saalestadt – aber das „Urania 70“ ist sein bekanntestes Gebäude. In der Reihe Architektur in Halle erzählen wir auch eine kleine Geschichte des Kino in Halle.

Der „Sozialisierungsausschuss“ der Stadt Halle beschäftigte sich Anfang 1920 mit der Frage, ob Kinos von der Stadt zu führen seien. Es gab Beschwerden der Moralhüter, dass vor allem die kleineren Spielstätten „viel anfechtbares Zeug“ böten, „das nicht zur Hebung der Volksmoral beitrage, sondern sie herabdrücke und tatsächlich die Jugend gefährde“. Doch das Kino ließ sich nicht aufhalten: Zu Beginn des ersten Weltkrieges gab es bereits 15 Kinos in der Stadt – und alle haben den Krieg überstanden.

„Astoria“ war eines der bedeutenden Kinos der Stadt

Zu den bedeutenden halleschen Kinos dieser Jahre gehört das 1914 als „Astoria“ eröffnete Lichtspielhaus am Moritzburgring 1, das spätere „Urania 70“. Die „Continental – Projektion GmbH“ Bremen hatte 1913 den halleschen Architekten Paul Grempler mit dem Bau eines Lichtspielhauses an der Ecke Kleine Ulrichstraße / Alte Promenade beauftragt.

Grempler hatte für das Unternehmen bereits 1911 das „Passage-Theater“ im späteren Ritter-Kaufhaus geplant – vielen Hallensern noch als späteres „Goethe-Kino“ oder „Goethe-Lichtspiele“ in Erinnerung. Paul Grempler entwarf für das „Astoria Lichtspielhaus“ einen harmonischen, schlichten Bau. Rund 1.000 Zuschauer fasste das Kino. Das Gebäude in straßenbildprägender Ecklage hat ein auffälliges geschweiftes Mansarddach und eine von Säulen getragene Vorhalle. Das Foyer war mit einem Springbrunnen des halleschen Bildhauers Fritz Mänicke ausgestattet, und eine imposante breite Treppe führte zum Rang und den Logen.

Die neoklassizistisch geprägte Jugendstilornamentik des Äußeren ist noch heute markant. Der Kino-Bau bildete ein stimmiges Ensemble mit dem benachbarten Jugendstilhaus mit dem pagodenartigen Dach und dem gegenüberliegenden Eckneubau mit dem heute noch vielen älteren Hallensern vertrauten Café David.

Das Lichtspielhaus „Astoria“ war eines der bedeutenden Kinos der Stadt.

Paul Grempler war ein vielbeschäftigter Architekt

Paul Grempler gehörte ab 1910 zu den vielbeschäftigten Architekten in der Stadt Halle. Bis 1907 war er, wie viele junge Architekten in Halle, zunächst Mitarbeiter im bekannten halleschen Großbüro „Knoch und Kallmeyer“, wo Grempler den Zeichensaal geleitet haben soll. Viele Wohnhäuser in Halle tragen seine Handschrift.

Beispielsweise die Putzbauten in der Mozartstraße 19-21, die 1912/13 mit großen Zwerchhäusern, polygonalen Erkern und Loggien, auffälliger figürlicher und ornamentale Bauzier und Reliefs am Erker das Straßenbild prägen. Ebenso wie die Mozartstraße 24, erbaut bereits um 1910. Auch an diesem viergeschossigenrepräsentativen Putzbau mit Polygonalerker, großem Giebel und Loggien, sind Jugendstilornamente zu sehen.

Zu den bekannten Häusern Gremplers gehören auch die markanten Häuser Rathenauplatz 10, 14 und 20, allesamt zwischen 1912 und 1914 erbaut, in dem sich Neoklassizismus und Jugendstil mischen. Überall prägen repräsentative Häuser, die Paul Grempler projektiert hat, das Stadtbild.

Putzbauten in der Mozartstraße 19-21 mit großen Zwerchhäusern, polygonalen Erkern und Loggien.

Auch außerhalb Halles war Grempler gefragt

Doch auch außerhalb Halles war er gefragt. Und dennoch ist der Architekt nur Wenigen bekannt. Ein Erneuerer des Bauens war der Architekt hingegen nicht. So hat Grempler das Rathaus in Salzmünde – gebaut bis 1922 – im fränkischen Stil errichten lassen. Das Rathaus für die Siedlung ist ein Werk des Eklektizismus. Es vereint gotische Fenster und Türen mit Rundbogenfenstern, Fachwerkerkern, einem Balkon-Vorbau aus Stein und Verschleierungen am Uhren-Giebel. Das riesige Gebäude entstand in der Erwartung, dass Salzmünde das Stadtrecht erhält. Im sogenannten Heimatschutzstil plante Grempler auch das Inspektorenhaus auf dem Rittergut im sächsischen Kitzen.

Gremplers bekanntestes Gebäude in Halle ist aber das Astoria-Kino. Die goldene Zeit des Kinos begann in der Moderne auch in Halle. Neben vielen kleinen Spielstätten gehörte das Astoria zu den großen Lichtspielhäusern der Stadt. Weitere kamen hinzu. Nach dem 1. Weltkrieg eröffnete 1921 das „Central-Theater“ in der Großen Ulrichstraße 51 (heute Neues Theater), 1922 am Riebeckplatz ein weiteres mit 900 Plätzen ausgestattetes Lichtspielhaus.

In den 1920er Jahren wurden als weitere große Häuser das „Capitol“ in der Lauchstädter Straße mit ursprünglich 700 Plätzen und die „Schauburg“ in der Großen Steinstraße mit über 1.000 Plätzen eröffnet. Das „Astoria“ von Paul Grempler ist neben dem „Capitol“ als einziges dieser großen Gebäude heute als Kino erkennbar geblieben – wenn auch nicht mehr in Benutzung.

Das Rathaus in Salzmünde – gebaut bis 1922 – im fränkischen Stil ist ein Werk des Eklektizismus.

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