Das Marktforschungsinstitut Innofact nahm in einer Studie Baustoff-Kenntnisse, das Kaufverhalten und Bedenklichkeitseinschätzungen von über 1.200 Wohneigentümern im Alter zwischen 18 und 69 Jahren unter die Lupe. Ebenso wurden 80 Experten vom Verband Deutscher Baubiologen befragt. Was wohngesundes bauen ist, ist dabei nicht zwangsläufig auch ökologisch und umgekehrt!
Ökologisch wird oft mit Wohngesundheit verwechselt
Beim Kauf von Produkten zur Renovierung achten 80% der Befragten auf Wohngesundheit und Umweltverträglichkeit, 63% verlassen sich dabei auf diverse Gütesiegel. Oft sind Gütesiegel die einzige Orientierung für Endverbraucher. Das Problem dabei ist, dass viele Siegel gar keine wohngesunden Baustoffe kennzeichnen. Sie werden meist von den Herstellern selbst vergeben und weisen lediglich auf umweltfreundliche Herstellung oder die Verwendung von Rohstoffen aus nachhaltigem Anbau hin. Daher kommt es oft zu unterschiedlichen Vorstellungen was ökologisch aber nicht unbedingt wohngesund ist, sagt auch der Verband Baubiologie e.V..
Tapeten, Holz und Laminat oft unterschätzt
Besonders deutlich wird dies zum Beispiel bei der Verwendung von Tapeten und Laminat in Wohnräumen. Obwohl Tapeten schimmeln können, werden diese oft und gern verarbeitet und dabei in ihrer Bedenklichkeit stark unterschätzt. Hier stufen Baubiologen vor allem Schaum- und Vinyltapeten als bedenklich ein.
Ähnlich sieht es bei Holz aus, das – gerade wenn es mit Holzschutzmitteln behandelt wurde – gesundheitsschädliche Emissionswerte aufweisen kann. Auch Laminat schätzen Verbraucher – trotz gefährlicher Ausdünstungen wie Formaldehyd – oft als unbedenklich ein, was mögliche Gesundheitsprobleme betrifft. Am unbedenklichsten sind hier Natursteinböden und naturbelassenes Parkett, sofern es nicht mit schädlichen Schutzmitteln behandelt wurde.
Bei Wandfarben sind Verbraucher kritischer
Bei Wandfarben sind Verbraucher laut Umfrage deutlich kritischer. Zwar stuften 28% der Verbraucher Dispersionsfarben als bedenklich ein, knapp die Hälfte der Verbraucher sieht Dispersions- und Latexfarben jedoch als unbedenklich an. Baubiologen sehen den Einsatz von Wandfarben kritisch und empfehlen für eine wohngesunde Raumumgebung vor allem Kalk- und Lehmfarben sowie Silikatfarben sofern letztere keine Lösungsmittel enthalten. Gleiches gilt im Übrigen für verschiedene Innenputze. Auch hier sind Kalk- und Lehmputze deutlich gesünder als Dispersions- oder Gipsputz. Gerade ökoloische Dämmstoffe wie Hanf, Stroh oder Holzfasern kombinieren optimale Wärmedämmung mit wohngesunden Aspekten und sind in ihren positiven Eigenschaften auch beim Thema energieffeizientes Bauen und Sanieren nicht zu unterschätzen
Wohngesund oder Ökologisch – wo liegt der Unterschied?
Ökologisch bauen ist nicht gleich wohngesundes bauen und umgekehrt. Im Idealfall sollte beides miteinander verknüpft werden. Wohngesund sind Baustoffe und Materialien dann, wenn sie den Fokus auf die Gesundheit des Menschen legen. Es sich also um Materialien handelt, die keine Schadstoffe enthalten, die durch ihre Ausdünstungen Krankheiten oder Allergien auslösen.
Ökologisch sind Materialien dann, wenn sie aus nachhaltig angebauten Rohstoffen bestehen und sowohl bei Herstellung als auch bei Entsorgung die Umwelt nicht belastet wird. Demzufolge sind auch nicht alle ökologischen Baumaterialien automatisch wohngesund, da auch natürliche Produkte Allergien auslösen können oder von ihnen bei deren unsachgemäßem Einsatz Schimmelgefahr ausgeht.
Wohngesundheit nicht nur ein Trend
Das Thema Wohngesundheit und wohngesundes bauen ist in der Bevölkerung angekommen und nicht nur ein Steckenpferd von Ökoenthusiasten. Denn die Orte, an denen wir uns tagtäglich und viele Stunden aufhalten – sei es im Büro, in Wohn- oder Schlafräumen – werden für viele Menschen immer wichtiger, vor allem was Gesundheit und Lebensqualität betrifft.